Alles wird gut ;-)

… so oder so.

Zwischenstand: das Gehen wird jetzt auch langsam schwer und die aktiven Stunden am Tag sind so ähnlich wie die Gezeiten: etwa 6H am Tag ist Flut. In der restlichen Zeit kann ich nur hoffen, dass alles, was ich brauche, in unmittelbarer Nähe ist.

Probiere derzeit ein paar homöopathische Mittel befreundeter Heilpraktiker. Die “klassische” Medizin bietet bei ALS leider nichts - außer dem Statement: “…als ALS Patient kann man nichts (falsch) machen…”
Also wird’s Zeit, dass der Sommer kommt mit seinen Saisonsportarten wie Basejumping, Barfußwasserski usw.
;-)

Ach übrigens: damit nicht “Rambo” als einzige Referenz hier im Blog verbleibt - ich mag auch “A Beautiful Mind”, “Einer flog übers Kuckucksnest”, “K-Pax” - sogar “Ghandi”. Ist wie beim Essen: Haute Cuisine schließt bei mir die Currywurst nicht aus.

Weitere Vorlieben:
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Meer, Seafood, Grillen, Nutella, Honigbrötchen, Erdbeeren, Jules Verne, Alexandre Dumas (ja, ich mag Klassiker), Kino, TV Comedy, Stargate Atlantis, Musik, Tanzen, Parties, Sport, Cabrios, Motorrad fahren, Massagen, Wasserski, Sean Paul, Miniröcke + HotPants (back to the 80’s…), Lachen, Kaffee, Cappuccino, Café Latte, Morgenluft, Erdbeer Margharitas uvm.

Gegenanzeigen (Auszugsweise):
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Focus, Frauen mit Kurzhaarfrisuren, Fette, Halbliterkrüge Bier, Münchener Oktoberfest, IKEA, Dauerregen, Verliebt in Berlin, Wandern, Räucherstäbchen, Latzhosen, Schnauzer (beide), Hunde (fast alle).

So, für jetzt war’s das. 16:14Uhr, Zeit für den Nachmittagskaffee.

Ein neuer Höhepunkt

… ist erreicht. Was sich am Mittwoch im Kino mit dem unsicheren Treppengang ankündigte, setzt sich nun bei mir scheinbar fort: Ihr glaubt gar nicht, wie schwer so ein Kopf am Ende des Tages werden kann, wenn die paar Halsmuskeln, die a) noch vorhanden sind und b) noch auf mich hören, müde werden… Eine Kaffeetasse halte ich zur Sicherheit ab sofort nur noch beidhändig und meine Beine zittern beim Stehen (!) und Gehen. Joda war sogar im 3. Teil (der Star Wars Saga) noch fitter ;-) und hatte eine bessere Stimme.

Komme mir in meinem Körper so vor, als ob ich in einer Wohnung wohnte, in der Türen und Fenster jeden Tag schwerer zu bedienen sind - oder gar ganz verschwinden und weg bleiben. Oder -ganz perfide- nochmal kurz an anderer Stelle wieder erscheinen, bevor sie ganz weg bleiben.

Auf jeden Fall werden meine Möglichkeiten (Gedanken allein und ohne fremde Hilfe in die Tat umsetzen zu können), zusehends weniger. In guten Momenten fühle ich mich so, als ob ich einen 50kg-Tiefseetauchanzug trage. Dann rennt der ehrgeizige und sportliche Tono sofort los… In den schlechteren Momenten reicht es dann gerade noch für Tastatur oder Fernbedienung.

Wird Zeit, dass der Frühling kommt (”… alles neu macht der Mai…”).

John Rambo und das Alter

Eines mal vorab: schaut Euch lieber nochmal die ersten Teile an.

Gestern abend waren wir im örtlichen Kinotempel zum “Herrenabend” (hieß wirklich so). Es gab 86min. “John Rambo” und 2 Becks für einen (einmal zahlen, 2 bekommen). Ob wegen des Becks, des 61-jährigen Hauptdarstellers oder wegen der Möglichkeit, einmal unter Männern zu sein: das Kino war ausverkauft. Seltene Sache heutzutage…

Zum Film: von denen, die das amerikanische Original gesehen hatten, habe ich mir sagen lassen, dass ca. 2 min. mit 3 Szenen herausgeschnitten worden sind.  Wozu? Der Film hat ohnehin (und zu Recht) die FSK 18 - wer will, kann sich die Szenen außerdem im Trailer ansehen. http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=648
Na, sei ’s drum.  Auch mit den herausgeschnittenen Szenen kommt der Film mangels Dramaturgie und fehlender Mehrschichtigkeit nicht an die Vorgänger heran. Auch die Sprüche fehlen. Unvergessen der Dialog in Teil 3: “Was ist das? Blaues Licht. Und was macht das? Es leuchtet blau.” Fans wissen, was ich meine. Allen anderen sei gesagt, dass man über diese Kategorie Film im Allgemeinen und über Rambo im Speziellen nicht diskutieren muss (kann).

PS: Rambo III hatte das Prädikat”wertvoll” bekommen … ?!? Über Rambo III ist zu erfahren, dass der Film in den 90er Jahren in das Guinness-Buch der Rekorde als brutalster Film aufgenommen wurde, da in ihm 221 Gewalttaten und 108 tote Menschen zu verzeichnen waren. Das setzt Maßstäbe! Angesichts dessen meinte die Filmbewertungsstelle Wiesbaden, den Streifen mit dem Prädikat “wertvoll” versehen zu müssen. Nach heftigen Protesten sah man jedoch wieder davon ab. PPS: Rambo V wird kommen (http://www.filmstarts.de/nachrichten/126785,Rambo.html)

Popcorn und Becks waren jedenfalls ok. Alles in allem, besser als zu Hause alle SciFi und Mystery Sendungen der lieben privaten Werbesender zu sehen (zumal es ja HD-Recorder gibt).

Vielen Dank an Manuel und Micky, die mich ganz rührend (und zum Teil nervend ;-) ) chauffiert haben und verhinderten, dass ich die große Treppe im Kino hoch gefallen bin. Ich war nämlich extrem klapprig gestern abend. Ob es daran lag, dass ich nachmittags wieder auf dem Stepper war oder einfach daran, dass meine Batterien jetzt einfach früher und nachhaltiger leer sind weiß ich nicht, ist aber auch egal.

Heute morgen habe ich es jedenfalls geschafft, unsere Mülltonne 100m an die Straße zu bringen und wieder zurück zu kommen. Gestern abend hätte ich darauf nicht gewettet. Mal sehen, was die Zukunft noch Schönes bringt.

es ist mal wieder an der Zeit

… einen neuen Beitrag zu schreiben. Das Wichtigste vorab: ich bin noch nicht geheilt. Aber die Sonne scheint und das ist doch auch schon was in unseren Breitengraden, oder nicht…? ;-)

Gefühltes Alter derzeit: etwa 108 Jahre. Sprach- und Artikulationsfähigkeit: noch ca. 20%, schwankend. Beinmotorik liegt bei ca. 10%, Hände bei unter 3%. Mittlerweile auch rechts, was ich absolut nicht mehr lustig finde. Apropos lustig - lustig sind die bezeichnenden Blicke, wenn ich schwankend und lallend ein Geschäft betrete, um etwas zu kaufen. Dachte schon daran, mir ein T-Shirt drucken zu lassen mit der Aufschrift “Bin nicht betrunken - nur todkrank”. Vielleicht mache ich das auch noch mal (online)…

Bis jetzt konnte ich ja noch vielem Unvermögen etwas Erheiterndes abgewinnen, aber langsam reicht’s. Wird Zeit für die Wende, da auch die Wasserskisaison bald wieder losgeht… Überlege sogar schon, mein Motorrad gegen ein Quad zu tauschen (obwohl ein Quad für mich als Motorradfreund bisher eher den Touch eines Rollators hatte).

Werde in der nächsten Woche mal ein paar alternative und klassische Hilfsversuche ausprobieren und an dieser Stelle darüber berichten. Bis dahin allen alles Gute und vielen Dank an die lieben Menschen, die mich mit meiner gegenwärtigen Laune (habe mir sagen lassen, ich wäre auch sonst schon nicht immer einfach gewesen) freiwillig ertragen.

Es geht immer weiter

- bergab, bergauf, stabil?

Tendenziell bergab; überlege mir aktuell, zur Maniküre / Pediküre zu gehen, da meine linke Hand dafür nicht mehr zu gebrauchen ist und die rechte auch höchstens noch 3 - 5 % Leistung bringt.

Gestern war ich in Münster arbeiten (mit Hilfe). Gefahren bin ich selber, aber ich glaube, das werde ich mittelfristig auch sein lassen… Mein Motorrad und mein Auto werde ich jedenfalls in der nächsten Woche jedenfalls abmelden und verkaufen.

Sollte ich wider Erwarten in naher Zukunft wieder in der Lage sein, Motorrad fahren zu können, werde ich mir sowieso das böseste, übelste Teil zulegen, das denkbar ist (ja Mami, ich werde ganz vorsichtig fahren, versprochen).

An dieser Stelle möchte ich mal anmerken: Respekt!
Respekt vor allen Menschen mit Handicap, die ihr Leben und ihren Alltag trotzdem meistern und leben.

In diesem Sinn: rein in den Alltag und ins Wochenende.

Schönes Wochenende und bis demnächst,
Tono.

4 Wochen und eine 2. Diagnose

Letzte Woche machte ein zweiter Neurologe weitere Tests, um die Diagnose zu erhärten. Mit dem Ergebnis, das jetzt die Sicherheit bei 99,8% für die Diagnose ALS liegt. Fest gestellt wurde auch, dass die Muskelzuckungen und der Muskelschwund bei mir sehr schnell und sehr intensiv auftreten.

Ich leide also an einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Nervenkrankheit, und dazu noch an einer recht ungeduldigen Variante. Schön - ich hasse es ohnehin, warten zu müssen.

So oder so werde ich im Frühjahr wissen, woran ich bin. Mittlerweile habe ich 7kg Muskelmasse verloren. Mein linker Arm ist jetzt der eines Briefmarkensammlers und nicht mehr der eines Wasserskiläufers, meine linke Wade ist quasi nicht mehr existent - genauso wie meine Brust- und Rückenmuskulatur, sowie der Latissimus.Letztes Jahr im Sommer

Vielleicht mache ich demnächst mal ein Bild von meinem jetzigen Zustand und stelle es dem hier gegenüber.
Bis dann,
Tono.

PS: Sogar das Schreiben auf der Tastatur fällt jetzt schon manchmal schwer (meine Handschrift kann nur noch ich lesen…)

2 Wochen später

Jetzt sind es genau 2 Wochen her seit der Diagnose und ich beschäftige mich abwechselnd mit Arbeiten, Haushalt und mir. Nervös macht mich die zunehmende Schwäche im rechten Arm und in der Hand. Sollte das so schnell fortschreiten???! Auf den Beinen stehe ich sowieso schon wie eine Figur aus der Augsburger Puppenkiste.

So beginnt im Augenblick jeder Tag mit spannenden Herausforderungen an Motorik, Koordination und noch vorhandener Muskelkraft: Zähne putzen, duschen, anziehen…

Das Medikament Rilutek, dass ich seit einer Woche nehme, fühlt sich an wie ein Placebo. Ich werde weder müde davon noch wird mir schlecht o.ä. noch spüre oder erkenne ich eine Wirkung. Bei der Gelegenheit: wie kann der Hersteller aussagen, dass die Lebensdauer durch das Medikament im Durchschnitt um 3 Monate verlängert wird? Habe ich den empirischen Feldversuch verpasst, in dem 100.000 eineiigen, an ALS erkrankten, zusammen lebenden und im Gleichschritt durchs Leben wandernden Zwillingen jeweils einmal Rilutek und einmal nicht verabreicht wurde?

Aber man greift in solchen Situationen eben auch nach Strohhalmen (oder kleinen weißen Pillen).

Tipp am Rande: Magnesiumkapseln 1 mal täglich helfen gegen auftretende Muskelkrämpfe.

So, werde jetzt noch Lotto spielen und den Jackpot knacken.
Bis demnächst,
Tono.

4 Tage weiter

Mittlerweile habe ich jede denkbare Info aus dem Netz inhaliert und ich weiß mehr, als ich je über ALS wissen wollte. Wie schrieb ich gestern in einer eMail: vor 4 Wochen hätte ich im Quiz Taxi bei der Masterfrage zu ALS völlig versagt.

Es scheint eine Art von Schüben bei dieser Krankheit zu geben: manchmal kann ich recht lange sprechen ohne auf meine Atmung achten zu müssen, manchmal nicht. Gestern Abend, nach dem Duschen, fühlte ich mich recht frei von Beschwerden, bzw. Einschränkungen.

Beschwerden wäre auch nicht richtig ausgedrückt - es gibt bei der Krankheit ja auch keine Schmerzen, sondern alles funktioniert - je nach Fortschritt - entweder langsamer, kraftloser oder eben gar nicht mehr. Kleines Beispiel gefällig?
Über geknöpfte Leisten bei Jeanshosen habe ich mir früher nie Gedanken gemacht; zumeist fand ich die Modelle insgesamt “stylisher”. Das Resultat: 90% meiner Hosen sind zum Zuknöpfen - und an guten Tagen knöpfe ich sie zu, an schlechten (zu Hause) lasse ich sie offen und renne mit offenem Hosenstall durch die Wohnung…

Bin kein übertriebener Feingeist oder Pedant, aber das ist für mich dann doch schon etwas bedenklich.

Vielleicht hätte ich Mediziner werden und in die Forschung gehen sollen. Wenn in meiner täglichen Arbeit als IT-Supporter irgend etwas nicht (mehr) funktionierte, fand ich jedenfalls immer recht schnell die Lösung… ;-)

Apropos Arbeit - muss jetzt weiter machen. Bis demnächst.

Warum?

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… schreibe ich darüber? Weil die Diagnose am Mittwoch für mich gestellt worden ist.

Heute, 3 Tage später fallen mir da nur noch Sprüche zu ein wie:
“Nimm’ das Leben nicht so ernst - Du kommst da ohnehin nicht lebend raus” oder “Carpe Diem”, “Live the moment” usw.

Zu letzterem gibt es übrigens auch ein nettes kleines Poem (und: nein, ich werde auf meine letzten Tage nicht mehr rührselig, aber obwohl ich nie einen direkten Draht zu Kunst und/oder gar Poesie hatte, berühren mich gewisse Dinge schon - zumindest finde ich sie nett…):

Live Each Moment
[Author Unknown]

I may never see tomorrow, there is no written guarantee.
And things that happened yesterday, belong to history
I cannot predict the future, I cannot change the past
I have just the present moment, I must treat it as my last

bis hierher unterschreibe ich das,

must use this moment wisely, for it will soon pass away
And be lost to me forever, as part of yesterday
I must exercise compassion, help the fallen to their feet.
Be a friend unto the friendless, make an empty life complete

und naja,

The unkind things I do today, may never be undone
And friendships that I fail to win, may never more be won
I may not have another chance on bended knee to pray
And thank God with humble heart, for giving me this day

und nein.

Die ausführlichen Infos zu ALS (aus: Wikipedia)

Amyotrophe Lateralsklerose

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Klassifikation nach ICD-10

Die Amyotrophe Lateralsklerose (oder Amyotrophische Lateralsklerose, Myatrophe Lateralsklerose, englisch auch Motor Neuron Disease; Lou-Gehrig-Syndrom, früher auch Charcot-Krankheit), kurz ALS, ist eine degenerative Krankheit des motorischen Nervensystems. Es handelt sich um eine zunehmende Degeneration vor allem des oberen (ersten, im Gehirn) aber auch des unteren (zweiten) Motoneurons (im Rückenmark) bzw. in peripheren Nerven. Infolgedessen kommt es zu einer irreversiblen Muskellähmung am ganzen Körper und schließlich auch der Atemmuskulatur. Außerdem sind Lungenentzündungen häufig, da die Lungen aufgrund der Lähmung der Atemmuskulatur nicht mehr gut belüftet werden, die Erkrankten nicht mehr richtig schlucken können, und so Speisen mitunter in die Atemwege gelangen. Die Überlebenszeiten sind je nach Unterform verschieden, meist versterben die Patienten jedoch innerhalb weniger Monate bis Jahre. Die familiäre Form der ALS wird autosomal dominant vererbt.

 

Inhaltsverzeichnis

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Epidemiologie [Bearbeiten]

Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, die meisten Patienten sind jedoch älter als 50 Jahre. Von 100.000 Menschen erkranken etwa ein bis drei pro Jahr an ALS (Inzidenz), Männer etwas häufiger als Frauen. Die Prävalenz, also Anzahl der tatsächlich Erkrankten, beträgt drei bis fünf je 100.000. Die Prognose ist schlecht, die durchschnittliche Überlebenszeit beträgt drei bis fünf Jahre. Patienten mit Schluck- und Sprachproblemen (bulbäre Zeichen) sterben schneller.

Es gibt gewisse regionale Schwankungen bezüglich der Häufigkeit. Besonders im Südpazifik finden sich Cluster mit erhöhter Häufigkeit. Bei der indigenen Bevölkerung der Insel Guam, den Chamorro, beträgt die Inzidenz 7,5 je 100.000 und ist somit wesentlich erhöht[1]. In den 1960ern betrug die Inzidenz dort noch 70/100.000[2]. Dies legt sowohl genetische (erhöhte Wahrscheinlichkeit in einer Volksgruppe) als auch exogene Ursachen (Rückgang mit zahlreichen Veränderungen im Lebensstandard) für die Erkrankung nahe.

Bemerkenswert ist weiterhin die erhöhte relative Häufigkeit bei Fußballspielern. Eine Studie der Universität Pavia stellte bei einer Untersuchung italienischer Fußballprofis ein erhöhtes Risiko für das Erkranken an ALS vor dem 49. Lebensjahr fest[3].

Ätiologie [Bearbeiten]

Die Ursache ist unbekannt. Die meisten Fälle treten sporadisch auf, eine Minderheit (bis 10 %) hat jedoch einen genetischen Hintergrund. Dabei sind verschiedene Mutationen im Gen der Superoxiddismutase (SOD-1) gefunden worden. Es wird daher teilweise vermutet, dass oxidativer Stress eine Rolle bei der Pathogenese spielt.

Laut einem Bericht der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität im US-Fachjournal Science (Bd. 314, S. 130) hat ein deutsch-amerikanisches Forscherteam ein Protein gefunden, das für die Erkrankung an ALS eine Rolle spielen soll: das Eiweißmolekül TDP-43. Dieses ist auch an bestimmten anderen, so genannten Demenzerkrankungen, beteiligt. Die Entdeckung ermöglicht eventuell gezieltere Forschungen, so wurden beispielsweise Mäusen TDP-43 injiziert, um festzustellen, ob diese Antikörper bilden.

Nach neuen Forschungsergebnissen aus Utrecht (Niederlande) kann eine Ernährung, die reich an Vitamin E und ungesättigten Fettsäuren ist, das Erkrankungsrisiko senken (Wikinews 5. Mai 2006). Diese Ergebnisse haben sich jedoch nicht bestätigt. In der neuesten Version der Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (siehe Weblinks) werden unter Bezugnahme auf den neuesten Forschungsstand hohe Dosen von Vitamin E als therapeutisch wirkungslos bezeichnet.

Diagnose [Bearbeiten]

Grundsätzlich gestaltet sich die Diagnosestellung schwierig, da u. a. kein spezifisches Kardinalsymptom die ALS beweist. Es ist die Konstellation der Symptome (das Syndrom), die einerseits den Verdacht auf ALS aufkommen lässt, andererseits aber – insbesondere durch die z. T. stark voneinander abweichenden Verlaufsformen – auch sehr unterschiedlichen neurologischen Störungen zugeordnet werden kann (z. B. der Multiplen Sklerose, viralen Erkrankungen oder auch mechanischen Beeinträchtigungen des Rückenmarks).

Die Patienten führt meist eine zunehmende Muskelschwäche, Muskelschwund (Muskelatrophie) oder nicht bewegungswirksame Muskelzuckungen (Faszikulationen) zum Arzt, alles Symptome, die nicht spezifisch auf ALS hinweisen. Ausgenommen von dem Ausfall sind die Augenmuskeln, sonst kann sie sich überall am Körper zuerst zeigen. Bei der Untersuchung verstärkt das gleichzeitige Auftreten von Zeichen einer schlaffen und spastischen Lähmung den Verdacht auf die Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose. Es ist nach einem Muskelschwund, besonders an den Handmuskeln, zu suchen. Typisch sind auch Muskelzuckungen (Faszikulationen), z. B. beim Herausstrecken der Zunge (hier sind es Fibrillationen - diese sind stark pathognomonisch), in späteren Stadien am ganzen Körper. Am entkleideten Patienten muss für die Diagnose ausgiebig danach gesucht werden. Die Reflexe bleiben auch an gelähmten Körperteilen noch lange Zeit auslösbar, sie sind sogar vor allem am Anfang als Zeichen einer Läsion des ersten Motoneurons deutlich gesteigert, was auch, z. B. in Form eines gesteigerten Masseterreflexes, der Diagnosefindung dient. Die Kranken zeigen oft auch einen Kontrollverlust beim Lachen, Weinen oder Gähnen (Affektlabilität). Psychische Veränderungen treten sonst aber nicht auf, abgesehen von den verständlichen Reaktionen auf die Nachricht, an einer unheilbaren, häufig in kurzer Zeit zum Tode führenden Krankheit zu leiden (siehe Coping).

Durch eine Muskel- oder Nervenbiopsie oder eine Elektromyographie kann die Diagnose erhärtet werden. Für die Diagnosestellung wurden international standardisierte Kriterien entwickelt (El Escorial Kriterien).

Wichtig ist die Abgrenzung von der Tropischen Spastischen Paraparese, weil diese durch HTLV-I ausgelöste Krankheit ansteckend ist.

Der Substanzverlust ist bei der Autopsie sichtbar, sie betrifft sowohl den praecentralen Cortex im Großhirn und die Vorderhörner des Rückenmarks, wo die Zellkörper des ersten bzw. zweiten motorischen Neurons liegen, als auch die Nervenbahnen dazwischen (sog. Pyramidenbahn vom Gyrus praecentralis zum Rückenmark).

Therapieversuche [Bearbeiten]

Mit dem Medikament Rilutek®, das den Wirkstoff Riluzol, einen Glutamat-Antagonisten, enthält, kann die Überlebenszeit mancher Patienten möglicherweise etwas verlängert werden (nach Studien des Herstellers etwa um 3 Monate). Symptomatisch kann man versuchen, die Spastik medikamentös zu lösen. Daneben hilft man sich mit Physiotherapie.

Prominente ALS-Kranke [Bearbeiten]

Weltweit prominentestes Opfer der ALS ist der Physiker Stephen W. Hawking. Seine lange Überlebenszeit mit der Krankheit – mehr als 40 Jahre – lässt allerdings vermuten, dass er nicht direkt an ALS, sondern an einer anderen neurodegenerativen Erkrankung leidet.

Im angloamerikanischen Raum ist die Bezeichnung Lou-Gehrig-Syndrom nach dem deutschstämmigen US-Baseballstar Heinrich Ludwig „Lou“ Gehrig, der 1941 mit 37 Jahren starb, sehr verbreitet.

Der jüdische Philosoph Franz Rosenzweig starb mit nur 42 Jahren an ALS. Der chinesische Politiker Mao Zedong soll auch daran erkrankt gewesen sein. Der amerikanische Sänger Leadbelly, der ebenso aus Amerika stammende Kontrabassist Charles Mingus, der frühere Staatssekretär im Bundeskanzleramt Karl Theodor von und zu Guttenberg, der frühere rheinland-pfälzische Justizminister Peter Caesar und der durch seine Forschungen an Ötzi bekannte Archäologe Konrad Spindler starben daran. Die Schauspieler David Niven und Lane Smith litten an dieser Krankheit, ebenso der italienische Politiker Luca Coscioni. Der Ausnahmegitarrist Jason Becker leidet seit 1989 an ALS. Der Sänger der ostdeutschen Rockgruppe Stern Meißen, Reinhard Fissler, leidet seit 2002 an ALS. Am 13. März 2006 verstarb Celtic-Legende Jimmy Johnstone an ALS. Ein weiteres Opfer ist der Kriegsgefangene Dieter Dengler, dessen Leben Werner Herzog verfilmte.

In Deutschland gibt es etwa 6000 an ALS Erkrankte. Einer der bekanntesten unter ihnen war der Maler Jörg Immendorff, der am 28. Mai 2007 der Krankheit erlag. Er hat eine Stiftung mit einem Stipendium zur Erforschung von Ursache und Therapie der ALS an der Berliner Charité gegründet. Der ehemalige Wolfsburger Fußballspieler Krzysztof Nowak, der am 25. Mai 2005 an der Krankheit starb, gründete zur Erforschung dieser Krankheit die Krzysztof-Nowak-Stiftung. Am 10. März 2004 starb der ehemalige Ski-Rennläufer Hansjörg Schlager nach nur zwei Jahren an ALS. Ebenso erkrankte der Opernsänger Werner Hollweg an ALS, der am 1. Januar 2007 daran verstarb. Der britische Schauspieler Neil McCarthy starb 1985 an ALS. Der vor zehn Jahren in der Türkei spielende Sedat Balkanli, heute 38 Jahre alt, lebt immer noch mit der Krankheit. Auch Ismail Gökcek, der früher bei Trabzonspor spielte, leidet an ALS.

Quellen [Bearbeiten]

  1. Okumura H.: Epidemiological and clinical patterns of western pacific amyotrophic lateral sclerosis (ALS) in Guam and sporadic ALS in Rochester, Minnesota, U.S.A. and Hokkaido, Japan: a comparative study. in Hokkaido Igaku Zasshi. 2003 May;78(3):187-95. PMID 12795170
  2. Chen, KM: Disappearance of ALS from Guam: implications for exogenous causes. in: Rinsho Shinkeigaku. 1995 Dec;35(12):1549-53. PMID 8752460
  3. Chio A, Benzi G, Dossena M, Mutani R, Mora G.: Severely increased risk of amyotrophic lateral sclerosis among Italian professional football players. in Brain. 2005 Mar;128(Pt 3):472-6. PMID 15634730

Literatur [Bearbeiten]

Fachliteratur [Bearbeiten]

  • Reinhard Dengler, Elmar Ludolph, Stephan Zierz: Amyotrophe Lateralsklerose, Thieme, Stuttgart 1999, ISBN978-3131275028
  • Martin Egon Westarp: Amyotrophe Lateralsklerose, Schattauer, F.K. Verlag 1995, ISBN 978-3794516810
  • Tinsley R. Harrison et al.: Harrison’s Principles of Internal Medicine. Mcgraw-Hill Professional, 2005, ISBN 978-0070072725

Literarische Verarbeitung und Bücher von Betroffenen [Bearbeiten]

Filme [Bearbeiten]

  • Steven Ascher/Jeanne Jordan, Die Heywoods, USA/Großbritannien/Dänemark 2006.
  • “Mein Kampf gegen die Zeit - Das Leiden einer ALS-Patientin”, Dokumentation über die letzten Monate der bekannten schwedischen Journalistin Ulla-Carin Lindquist, 45 Min., gesendet u. a. bei Arte, D 2006
  • Roland Suso Richter, “Sterne leuchten auch am Tag”, D 2004

Weblinks [Bearbeiten]

Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Amyotrophe_Lateralsklerose